Page 83 - Juniausgabe
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Wie sieht die moderne Frau von heute aus? Was macht sie? Wo  ndet man sie? Zugegeben, Patrizia Pulling ist nicht die Durchschittsfau 2017, aber sie verkörpert wohl genau das, was sich Frauen heut- zutage wünschen. Sie sieht gut aus, ist ehr- geizig, selbstbewusst und hat jede Menge Power. Wir treffen Sie in einem Lokal in Klagenfurt. Fit, wie sie ist, erscheint sie top gestyled und mit Fahrrad.
x-do: Liebe Patrizia, Du siehst so gar nicht nach einer Frau aus, die in den Ring steigt und vielleicht auch schon den einen oder anderen Punsh einsteck- en musste. Wie kommt man als Frau gerade auf Kick- boxen?
Patrizia: Wie sieht die typische Kickboxerin denn aus? Nur weil mir diese Sportart Spass macht, bedeu- tet das nicht, dass ich mich für ein feines Essen nicht auch gerne rausputze. Ich habe ein Faible für aus- gefallene Ohrringe. Ich gehe gerne shoppen, aber ich stehe halt auch gerne im Ring. Meine Laufbahn um- fasste einige Sportarten: Fechten, Kajaken, Klettern, Schifahren, Langlaufen, Tanzen. Mit 19 habe ich über die USI in Klagenfurt, auf der ich Medien- und Kom- munikationswissenschaft sowie Slawistik studierte, mit Kickboxen begonnen.
x-do: Wie fühlt man sich als Frau in diesem doch Männerimperium?
Patrizia: Mein Verein in Klagenfurt wurde zu meiner zweiten Familie. Ich habe so irre viel Zeit dort ver- bracht.KickboxenisteinvielseitigerSport.Mantrainiert den ganzen Körper: Gleichgewicht, Kraft, Ausdau- er, kann sich auspowern, an sich ist Kickboxen kein Sport zum Frust ablassen. Einmal in der Woche am USI zu trainieren war mir schnell zu wenig. Im Jahr 2006 kam ich zum CKF, 2008 Hatte ich meinen er- sten Wettkampf. Frühjahr 2009 Österr. Meister- schaften, im Herbst 2009 dann die WM in Villach. Für meinen ersten Kampf 2008 hatte ich noch nicht mal eine Kampfhose. Ich stieg mit meiner Gymnastikose in den Ring (sie muss schmunzeln). Aber ich habe gewonnen. Dann folgten 2009 die öster- reichischen Meisterschaften, die ich auch für mich entscheiden konnte und 2009 dann die WM in Villach. Ich machte 2-3 Wettkämpfe pro Jahr. Mein Ehrgeiz war enorm, obwohl ich es nur “nebenbei” machte. Gerade in so einem Männer-dominierten Sport spornt es noch mehr an, als Frau etwas zu erreichen. Den- noch aber gibt es auch Schattenseiten. Wenn ich mit meinem Freund irgendwo Essen bin, spüre ich oft wie mich andere Gäste ansehen, wenn ich zB ein blaues Auge habe. Auch für meinen Partner ist es wahrscheinlich nicht immer angenehm, weil andere denken müssen, dass ich wohl häuslicher Gewalt ausgesetzt bin. Das ist irgendwie schräg.
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FALL / WINTER 2016 / 2017
Fotos: Evely Hronek
Fotos: Evely Hronek


































































































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