Page 40 - Oktober18Magazin
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Daniel Bruckner, X-Do! Cover und Sujetfotograf
Mein Weg zur Fotogra e
“Bis ich meine erste Kamera, eine Panasonic DMC-FZ28 Ende 2013 geschenkt bekam, hatte ich mit Fotogra e absolut nichts zu schaffen. Ich selbst hatte zu dem Zeitpunkt eine Menge Erfahrung im Bereich der 3D-Visualisierung und dem Rendering. Fotogra e und Visualisierung sind zwar krautverschieden, überlappen sich aber doch in den zwei wichtigsten Bereichen; schlussendlich kommen bei beidem Bilder her- aus und man arbeitet mit Brennweiten und Blen- den (zugegeben, bei Visualisierungen ist das eher rudimentär und virtualisiert, aber doch der Wirklichkeit recht nahe). Die DMC-FZ28 ist ein wunderbares Gerät, das tatsächlich alles von al- leine macht und einen enormen Zoombereich hat. 27mm-486mm effektiv. Wer will schon auf eine Spiegelre exkamera umsteigen, wenn er weiß, dass diese niemals mit einem einzelnen Objek- tiv so einen gewaltigen Bereich abdecken könn- te? Ich knipste einige Monate fröhlich vor mich hin, durch meine Kontakte zu einigen Models hatte ich auch meine ersten (gut, man sollte es vielleicht Knipsereiorgien nennen) “Shoot- ings” und bekam erstaunlich gutes Feedback. Das würde ich wohl auch heute noch machen, wenn mir nicht ein Freund meine erste Spiegelre exkamera geschenkt hätte.
Anfang 2014 war ich stolzer Besitzer einer Nikon D3100 mit 18-55mm Kitobjektiv. Wer Brennweite gewohnt ist, will darauf nicht verzichten, also ging mein erster Weg in den nächsten Fachladen, in dem ich mir ein Sigma 70-300 kaufte. Die Linse war richtig schlecht, aber das wusste ich damals nicht. Durch den Cropfaktor hatte ich mit den beiden Objektiven eine effektive Brennweite von
28-450mm und legte los. Meine Fotos kamen ziemlich gut an und ich hielt mich selbst für einen Pro-Knipser (immerhin fotogra erte ich nicht mehr im Automatik-Modus und wusste schon eine Menge über Iso, Blenden, Brennweiten und andere Dinge wie chromatische Aberrationen.) Ich sah langsam ein, dass meine Objektive eher unterster Amateurbereich waren und besorgte mir ein lichtstarkes 50mm Objektiv. Und plötz- lich begannen die Menschen, mir für die Fotos Geld anzubieten. Der nächste Schritt war eine logische Konsequenz: Eine Semi-Pro -Kamera musste her. Und so kam ich zur D7100. 7 Bilder in der Sekunde; die ersten 20.000 Auslösungen schaffte ich in zwei Wochen. Ich begann lang- sam, meine Werke mit denen der anderen Foto- grafen zu vergleichen und merkte, wie schlecht ich eigentlich war. Alle meine Bilder gab es schon in dieser Form und mit deutlich besserer Qualität. Was die meisten, aus meiner Sicht damals, guten Fotografen machten, war fröhliche Menschen in fröhlicher Umgebung ab- zulichten. Da das Leben selten fröhlich ist, nahm ich mir vor, das Leben so abzulichten wie es ist; manchmal fröhlich, aber oft düster, gemein, und vor allem zynisch.
Mittlerweile gab es immer mehr Anfragen für bezahlte Shootings und ich kam nicht umhin, mich selbstständig zu machen. Zwei Vollformat- kameras und einige Pro objektive und die Reise begann. Vielleicht erwähenswert, dass mein Brennweitenbereich (auch jetzt) nur noch 24-200mm abdeckt. Irgendwann erkennt man, dass lange Brennweiten herzlich wenig Sinn ergeben, wenn man nicht gerade Vögel oder Löwen fotogra eren will. Ich begann, mit anderen Fotografen gemeinsam Fotos zu machen, um von ihnen zu lernen, ließ meine Bilder von ihnen kritisieren. Manch- mal ist es hart und schmerzhaft, wenn das neue Lieblingsbild von anderen schonungslos in den Boden gestampft wird, aber aus genau solchen Fehlern habe ich am meisten gelernt. Diese zwei Dinge, Kooperationen und Kritik, haben mir weit mehr beigebracht, als alle Fachbücher und Maga- zine, die ich im Laufe der letzten Jahre gelesen habe zusammen.
Epilog: Jetzt arbeite ich, 2,5 Jahre nach der er- sten Kamera an meinem Portfolio. Ich hätte mich vor zwei Jahren niemals an dieser Stelle gesehen. Eher als jemanden, der mal zwischendurch die verstaubte Kamera aus dem Regal nimmt und ein paar Fotos von Hund und Kindern macht. Was die kommenden Jahre bringen werden weiß ich nicht, aber es wird de nitiv spannend.”


































































































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