Page 25 - Oktober18Magazin
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Der 41jährige gebürtige Maltataler ist dieses Jahr in aller Munde. Spätestens nach der Ausstrahlung der „Bergwelten“ auf Servus TV kennt man Markus Pucher als den Mann ohne Nerven. Aber wer steckt wirklich hinter diesem waghalsigen jungen Mann, derscheinbarkeineAngstkennt?WirhabenMarkus Pucher in einer Konditorei in Spittal getroffen und sind überrascht über die Bodenständigkeit des Mannes, der uns da begegnet.
x-do: Lieber Markus, erzähle uns bitte mal Deine Geschichte. Wie begann alles, wieso Klettern, wieso Bergsteigen?
Markus P: Ich bin im Maltatal aufgewachsen. Da gab es nicht so viele Möglichkeiten. Meine Eltern hatten ein Gasthaus und Kinder gab es nicht so viele im Hin- terland. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, da entstand, unweit von mir zu Hause ein Klettergarten mit Routen im Felsen. Die Erwachsenen kletterten da und eines Tages luden sie mich ein, mal mitzugehen. Für mich als jungen Burschen war es schon etwas Besonderes mit den Erwachsenen etwas zu unternehmen, als sie dann aber auch noch bei Bier und Jause begannen, Geschichten zu erzählten, wuchsen mir Abenteuer im Kopf. Ich habe es heute noch vor meinen Augen, als ich damals mein erstes Paar Kletterschuhe von meinem Freund Ingo geschenkt bekommen habe. Sie waren alt und wurden nicht mehr gebraucht, aber für mich waren sie wie ein kleiner Schatz. Ich war voll motiviert, trainierte wann immer möglich und irgend- wann stieg ich den „Grossen“ um die Ohren.
x-do: Wie ging es weiter? Wie bist Du auf Eisklet- tern gekommen?
Markus P: Ich wurde älter, blieb aber neugierig und mit 16 liess ich mich wieder von den „Grossen“ anstecken, diesmal zum Eisklettern. Abermals be-
gann es damit, dass ich es einmal ausprobierte. Eisk- lettern war alles andere als lustig, denn damals gab es auch noch nicht die Ausrüstungen von heute. Ich verwendete Tourenschischuhe zum Klettern und trug am Kopf einen Baustellenhelm. Beim Reinschlagen des Pickels, prellte ich mir nur zu oft meine Finger. Aber genau das ge el mir wohl. Sowohl das Extreme als auch das Unangenehme und Schwere. Leichtes war nie mein Ding. Wenn ich zurückdenke, als Junge war ich wohl ziemlich leichtsinnig, aber daraus habe ich auch viel gelernt.
x-do: Bist du so ein Abenteurer, brauchst du die Ferne, und wie fühlt man sich, wenn man dann diesen Berg vor sich hat, den man unbedingt erklimmen will?
Markus P: Ja und nein. Auch in Österreich bin ich wunderschöne, längere Routen geklettert zB. in den Dolomiten. Aber mit 23 kam dann die Idee Südargen- tinien – Patagonien, Cerro Torre. Mein Freund, der Karger Franz stellte ein Team zusammen und dann ging das Abenteuer los. 5 Wochen Zeltlager für er- wachsene Männer. Ich muss lachen, aber damals kochten wir tatsächlich noch mit Pfannen und Töpfen. Heutzutage geht alles einfacher. Es hat sich viel ge- tan bezüglich Komfort. Und dann sitzt man einfach da, die Schüssel in der Hand und sieht zum Berg. Es ist schwer zu beschreiben. Da ist einfach eine hohe Wand und du hast Zweifel und fragst dich jeden Tag, wie das nur gehen soll. Bei uns kam auch noch das Wetter, das ein Problem darstellte. Am Berg war es immer windig und viel zu unbeständig und riskant hi- naufzusteigen. Wenn man herunten sitzt und raufsie- ht, wenn man sieht, wie mächtig der Berg ist, dann wird man wieder klein. Nur umso länger man ihn be- tratchtet, umso grösser wird der Reiz. Man wartet auf die passende Gelegenheit, riskiert aber nichts. Hier unüberlegt zu handeln, ist wie in ein offenes Messer zu rennen.
MARKUS PUCHER
EXTREMBERGSTEIGER
Wer den Weg zur Natur  ndet,  ndet auch den Weg zu sich selbst


































































































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