Page 74 - Oktober18Magazin
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x-do: Würdest Du, wenn Du die Zeit rückdrehen könntest, etwas anders machen?
Klaus: Ja und Nein. Ich liebe mein Leben. Ich würde genau diesen Weg wieder gehen und keinen an- deren. Ganz sicher aber würde ich von Beginn an so trainieren wie heute und nicht mehr auf all die Blender reinfallen, die das Blaue vom Himmel erzählen, aber Zeitreisen gibt es leider nicht.
x-do: Mister Universe wird man ja nicht jeden Tag. Was geht einem da durch den Kopf? Vor dem Wett- kampf, danach? Was ist das für ein Gefühl?
Klaus: Mit 11 war dieser Gedanke das erste Mal in meinem Kopf. 15 Jahre später hatte ich es ge- schafft. Ich hatte dieses Ziel nie aus den Augen ver- loren. Es ist alles eine Kopfsache. Ich war selten unterwegs, Fernsehen war für mich uninteressant. Wenn ich zu einem Wettkampf ging, hatte ich den Sieg bereits im Vorfeld innerlich visualisiert. Ich will gewinnen und wenn es mir nicht gelingt, bin ich in meinen Gedanken schon wieder beim nächsten Wett- kampf. Es kommt nicht darauf an, wie stark man ist, sondern wieviel man einstecken kann. Könnte ich nicht einstecken, hätte ich die Wettkämpfe bereits an den Nagel gehängt, aber ich habe mich immer wieder selbst auf die Beine gestellt. Während meiner Maturazeit, 40 Stunden Klausur- arbeit, kam ich um 5 heim und dann ging es erst noch mal 3 Stunden ins Fitnesscenter. Am Donnerstag in der Maturawoche hatte ich dann auch noch Security- Dienst im Bollwerk und fuhr direkt vom Dienst zur Klausur. Ich habe mit Auszeichnung maturiert. Wie
gesagt, es ist eine Frage der Prioritäten. Man ar- beitet jahrelang nur auf das eine Ziel hin und dann plötzlich ist es da. Als ich den Titel gewann, da hatte ich sowas wie einen Filmriss. Keine Ahnung, das ist wie Ostern, Weihnachten, Geburtstag und ein Orgas- mus auf einmal. Ich hatte erst gar nicht so recht mitbekommen, dass ich auch den Gesamtsieg ge- wonnen hatte. Dieses Gefühl kann man nicht be- schreiben, es ist einfach nur unglaublich.
x-do: Macht aber so ein Sieg nicht auch wahnsinnig viel Druck? Irgendwie will man ja immer mehr, immer besser? Wie lange kann man in Bodybuilding über- haupt an Meisterschaften teilnehmen?
Klaus: Mit Druck würde gar nichts gehen, im Ge- genteil mit viel Geduld. Ich habe mein nächstes Ziel bereits visualisiert und gedanklich habe ich den Ti- tel bereits im Vorfeld in der Tasche. Bodybuilding kann man ein Leben lang machen. Es gibt für mich keinen Grund, damit aufzuhören.
x-do: Stell Dir vor, vor Dir steht ein junger Bursche und er sagt zu Dir, Du bist sein Idol. Er will werden, wie Du. Welchen Tipp würdest Du ihm geben?
Klaus: Da würde ein Tipp wohl nicht reichen :)
Mit einem Zwinkern im Gesicht verabschiedet sich der fesche und smarte Muskelprotz. Wir be- danken uns für das Gespräch und wünschen ihm weiterhin grosse Erfolge.
Fotogalerie: Salomon Media, Privat


































































































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